Iberiana – იბერია გუშინ, დღეს, ხვალ

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• M. Boroda – Offener Brief

 

20.11.2003 

Seiner Heiligkeit 

dem Hochstwürdigsten Herrn 

Katholikos-Patriarch Ilia II 

King Erecle 2 sqw.#1 

Tbilisi, Georgien  

  

Offener Brief 

Euer Heiligkeit, der Hochwürdigste Katholikos-Patriarch, ich erlaube es mir, mich an Sie bezüglich einer Frage zu wenden, welche mit der unlängst im deutschen Fernsehkanal 3SAT ausgestrahlten Sendung über die Mtckheta-Katedralen betrifft und eine für die georgische Kirche wichtige Frage anspricht. Den Anlass zu diesem Schreiben gaben die Schlussworte der genannten Sendung, und zwar: 

„Die georgische Kirchengeschichte erlaubt eigentlich keine Zweifel: Georgien wurde durch Laienpriester aus Armenien christianisiert. Doch das konnten die stolzen Georgier nicht zulassen, als sie mit dem Nachbarn im Streit lagen. Dann wollten sie doch lieber von einer Frau bekehrt worden sein. Und so kamen ihnen die Legenden von der “heiligen Nino” gerade recht…..” 

Diese Aussage, die im krassen Widerspruch zu den bekannten Fakten der Kirchen-geschichte Georgiens steht, habe ich versucht, in meinem Brief an die Autoren der Sendung zu widerlegen. Ich habe mich darüber hinaus entschieden, Sie als Oberhaupt den georgischen Kirche mit einem offenen Brief bezüglich der Sache anzusprechen, weil: 

1. die o.g. Aussage nicht nur eine falsche Darstellung der Fakten ist, sondern die Selbständigkeit des georgischen Volkes in einem der wichtigsten Aspekte seiner geistigen Identität und seiner Geschichte in Frage stellt und somit die georgische Kirche per se als eine die ganze Nation vereinende Kraft unmittelbar betrifft. 

2. die Gefahr, auch die politische, welche für Georgien durch die obengenannte oder ähnliche falsche Darstellung seiner Geschichte in den Medien entsteht, nicht unterschätzt werden darf. Insbesondere für die Menschen, welche das Wort Georgien zum ersten Mal hören, wird dadurch ein Bild eines Landes gebaut, das nicht nur gegenwärtig Probleme hat, sondern auch in seiner Frühgeschichte eine gewisse Unselbständigkeit aufwies und erst von den Nachbarn auf den „richtigen Weg” gestellt wurde1. 

3. ich davon überzeugt bin, dass die Glaubensfrage die unmittelbarsten Gefühle des Volkes – insbesondere des georgischen Volkes mit seiner 3000 Jahre langen Staats- und einer der ältesten Kirchengeschichte – betreffen, und jegliche unbestrafte falsche Aussage in dieser Richtung diese Gefühle aufs gröbste verletzt und in den georgischen Menschen das Gefühl der Ungeschütztheit stärkt. 

So sind die Gründe meines Einschreitens bzw. meiner Entscheidung, mich direkt an Sie zu wenden. Ich bin tief davon überzeugt, dass die Rolle der georgischen Kirche als einer die ganze Nation vereinenden Kraft diese Kirche auch dazu verpflichtet, sich gegen die Angriffe auf ihre ureigensten Rechte entschieden zu wehren und somit dem georgischen Volk das Gefühl zu vermitteln, durch den wachen Hirten beständig behütet zu sein. 

Die Tatsache, dass Georgien, ungeachtet seiner großen Rolle in der frühchristlichen Welt sowie seines beispiellos großen kulturellen Beitrags in der sowjetischen Zeit, nie den Anspruch auf Anerkennung dieser Leistungen erhoben hat – ganz zu schweigen von der Tendenz, sich den selbst ausgedachten Beitrag zur anderen Kultur zuzuschreiben – diese Tatsache deutet auf die besonders taktvolle Einstellung des georgischen Volkes seinen nichtgeorgischen Bürgern sowie seinen Nachbarn gegenüber. Diese Einstellung aber birgt die Gefahr in sich, Ansprüchen der Anderen unbestraft ausgesetzt zu werden – ein für eine selbständige Volksgemeinschaft unerträglicher Zustand. 

Es wäre eine Freude für mich zu erfahren, dass die o.g. Angriffe auf Georgien – stammen sie aus dem fehlenden Wissen oder lassen sich als Teil einer langfristigen heimtückischen Strategie erkennen – auch seitens der georgischen Kirche entschieden und wirksam zurückgewiesen würden. 

Mit Hochachtung 

Dr. Moisei Boroda 

  

P.S. Kurz pro domo sua. Ich bin Musikwissenschaftler und Komponist, geboren in Tbilissi. 1989 kam ich, auf dem Wege des Alexander-von-Humboldt-Forschungsstipendiums, nach Deutschland. Meine jüdische Musik wurde mehrmals im Rundfunk (WDR, SWR, etc.) ausgestrahlt. Hier vertrete ich den georgischen Komponistenverband und leite einen Bezirksverband des Deutschen Tonkünstlerverbandes. Den beigelegten Infos bzw. der Seite http://home.t-online.de/home/orfeo21/boroda__dr__moisei.html können weitere Details meines pro domo sua entnommen werden. – M.B. 

  

26.05.03 

  

Südwestrundfunk 

Redaktion Schätze der Welt – Erbe der Menschheit 

76522 Baden-Baden SWR-Redaktion 

z. Hd. Frau Eva Witte/Herrn Gogo Gensch 

Betreff: Ihre Sendung „Schätze der Welt… Mtckheta”, 3 SAT, 18.05.03 

  

Sehr geehrte Frau Witte, 

Sehr geehrter Herr Gensch, 

mit großem Interesse habe ich Ihre am 18.05 durch 3SAT ausgestrahlte Sendung über Mtckheta verfolgt. Sowohl die Auswahl des Objekts, das in der Tat zu den wertvollsten Schätzen der Welt gehört, als auch die hervorragende, die Poetik von Mtckheta, Dzhvari und Umgebung fein und kunstvoll wiedergebende Kameraführung sind sehr anerkennenswert. Auch ein Zuschauer, dem die Thematik bekannt ist, wird von der liebevollen Darstellung des Sujets tief beeindruckt. 

Dennoch erlaube ich mir einige kritische Bemerkungen bezüglich der Position Ihrer Sendung in der Frage „Christianisierung Georgiens” – einer Position, die sich in der abschließenden Aussage zum Thema fast am Ende des Kurzfilms präsentierte: „Die georgische  Kirchengeschichte erlaubt eigentlich keine Zweifel: Georgien wurde durch Laienpriester aus Armenien christianisiert. Doch das konnten die stolzen Georgier nicht zulassen, als sie mit dem Nachbarn im Streit lagen. Dann wollten sie doch lieber von einer Frau bekehrt worden sein. Und so kamen ihnen die Legenden von der “heiligen Nino” gerade recht”. Dieser Position ist folgendes entgegenzusetzen: 

1. Laut historischen Quellen gab es in Georgien seit dem I. Jahrhundert nach Ch. funktionierende christliche Gemeinden. Dies ist z.B. durch solche Autoren belegt, wie St. Irenäus von Lyon (II. Jhrh. nach Ch.), welcher die Iberier (Georgier) unter den Christen (christlichen Völkern) erwähnt. Auch die archäologischen Ausgrabungen in Georgien haben z.B. Gemmen aus dem I. Jahrhundert zu Tage gefördert, auf deren Kehrseite die christliche Symbolik eingraviert wurde. 

2. Sowohl die georgischen Chroniken als auch die Werke solcher Autoren aus der frühchristlichen Zeit wie Origen (II. Jhrh.), Dorotheos, Bischof von Tyros (IV Jhrh.), um andere nicht zu nennen, zeugen davon, dass einige der Kirchenväter Georgien lange vor ihrer offiziellen Bekehrung besucht und dort gepredigt und gebetet haben – wohl nicht ins Leere, sondern für die bereits existierenden Gemeinden. 

3. Das Christentum konnte sich in Georgien, bei allen Problemen, die mit der Verbreitung einer neuen weltumwälzenden Lehre verbunden sind, deshalb so früh ausbreiten, weil die Kontakte Georgiens zum Heiligen Land seit je bestanden – durch seine jüdischen Mitbürger, die nach der Zerstörung des Tempels nach Georgien kamen, dort herzlich empfangen wurden und seitdem in Frieden lebten (ein an und für sich einzigartiges, in keinem anderen Land nachgeahmtes Phänomen). Eben sie waren es, welche die ersten Testimonien der Kreuzigung Christi nach Georgien brachten und die Geschichten über sein Leben und seine Kreuzigung unterbreiteten1 – praktisch sofort nach dem Tod Christi. 

4. Kurz nach dem Tod Christi wurden die Apostel in die damals bekannten Länder geschickt, um die neue Lehre zu predigen und zu missionieren. So bekam der hl. Andreas der Erstgerufene den Auftrag, zu diesem Zweck nach Georgien zu gehen – einen Auftrag, welchen er, in verschiedenen Teilen des Ost- wie Westgeorgiens predigend, erfüllte. Parallel zum ihm – überwiegend in Westgeorgien – waren der hl. Apostel Simon aus Kanaan und der Apostel St. Matthata tätig. Das Grab des Letzteren befindet sich in der Nähe von Batumi, die Höhle des hl. Simon ist m.W. noch zur heutigen Zeit in Akhali Atoni zu sehen. Die Tätigkeit dieser hl. Prediger und Bekehrer gehört in die Zeit, lange vor der Anerkennung des Christentums als Staatsreligion im IV. Jahrhundert (genauer, im Jahre 326). 

5. Bereits zu Beging des IV Jhrh. wurde Georgien von der damaligen christlichen Welt als christliches Land anerkannt – was u.a. sich in der Tatsache schilderte, dass der Bischof von Bichvinta2 am Ersten Ökumenischen Concil in Nicea teilgenommen hat. 

6. Bezüglich der in Ihrer Sendung erwähnten hl. Nino und ihres Beitrags zur staatlichen Anerkennung des Christentums in Georgien erlaube ich mir, Ihnen die Lektüre „Nino, hl. Apostolin der Georgier” im Biographish-Bibliographischen Kirchenlexikon (B. XIV, 1322-1324) zu empfehlen, sowie das „Reallexikon für Antike und Christentum (Sachwöterbuch zur Auseinandersetzung der antiken Welt und des Christentums)”, B. XVII, Artikel „Iberia (Georgien)” von H.G.Brakmann und Otar Lordkipanidse, 11-106. Das letztere Buch, dessen Koautor einer der international renommierten Archeologen und Historiker, Prof. Otar Lortkipanidse ist, ist generell in bezug auf die Kirchengeschichte Georgiens zu empfehlen. So sind die Tatsachen bezüglich der Christianisierung Georgiens. 

Armenische Geistliche, ganz zu schweigen von armenischen Laien als Bekehrer des Landes, erwähnen die georgischen wie die o.g. Kirchenautoren nicht – auch die späteren ernsten Historiker nicht. Die Georgier brauchten daher keine, „Legenden von der heiligen Nino”, um ihre wahren – d.h. armenischen – Bekehrer aus dem Gedächtnis auszulöschen – diese Aufgabe war einfach nicht da. Es ist nicht die Sache des Stolzes, sondern einfaches Faktum ihrer religiösen- wie fast 3000 Jahre dauernden Staatsgeschichte, dass in Georgien das Christentum sich so früh feste etablieren konnte und dass die Hauptidee der Lehre Christi – „Liebe deinen Nächsten wie dich selbst” – in zahllosen Beispielen vom Volke getragen und in vivo gelebt werden konnte. Diesen Geist, der ein aufsehenerregendes und beispiellos friedliches und freudiges Zusammenleben Menschen ganz verschiedener Ethnien und Konfessionen erlaubte, diese aufrichtige Achtung in jedem „Fremden” einen Nächsten, diese tiefe Religiosität, die sich nicht so sehr im christlichen Ritus wie im vorgelebten Christentum offenbarte, hatte ich als Jude Zeit meines Lebens in Georgien mit nie aufhörender Begeisterung bewundert. So war das Land auch vor Christi, und so viel seine Lehre auf gut vorbereiteten Boden – und fruchtete. 

Ich glaube es feste, dass ich mit meinen Bemerkungen über die Christianisierung Georgiens durch armenische Laienpriester keine Gefühle der Armenier verletzt habe – eines außerordentlich arbeits-, leistungs- wie ausharrensfähigen Volkes, dessen historisches Schicksal von zahlreichen Schlägen, aber auch von vielen großen Errungenschaften gezeichnet ist. Diese Errungenschaften sind um so höher zu schätzen, weil die Naturschätze, die den Armeniern zu Verfügung stehen, bedauerlich spärlich sind und weil auch das historische Schicksal dieses Volk seines eigenen Staates sehr früh und für unvorstellbar lange Zeit beraubt hat. Diese Errungenschaften – auch im Bereich der Kultur- und Kirchendenkmäler – sind ernst genug, um nicht in die Versuchung zu geraten, noch darüber hinaus den Beitrag zur georgischen – oder auch anderen selbständigen Kulturgeschichte – zu beanspruchen. 

Ich würde mich freuen, von Ihnen bezüglich meiner Anmerkungen zu hören. 

Mit freundlichen Grüßen 

Dr. Moisei Boroda 

P.S. Kurz pro domo sua. Ich bin Komponist und Musikwissenschaftler, geboren in Tbilissi, Georgien. 1989 kam ich, auf dem Wege des Alexander-von-Humboldt- Forschungsstipendiums, nach Deutschland – das Vaterland meiner Vorfahren, wo ich seitdem lebe. Ich vertrete den Georgischen Komponistenverband im Ausland und leite den Bezirksverband des Deutschen Tonkünstlerverbandes. Meine jüdische Musik wurde vom SWR einige Male ausgestrahlt; vgl. auch die SWR-Sendung „Zwei Seelen, ach, und die Musik…”. Den beigelegten Infos bzw. der Seite 

http://home.t-online.de/home/orfeo21/boroda__dr__moisei.html 

können Sie weitere Details meines pro domo sua entnehmen. – M.B. 

  

 

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