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• TOTADSE – “Osseten in Georgien: Mythos und Realität”

“Osseten in Georgien: Mythos und Realität”

von Ansor TOTADSE

Aus dem Georgischen übertragen von A. SANDUCHADSE

 

In diesem Werk wird die Anatomie des georgisch-ossetischen Konflikts dargelegt. Ausgehend von der Analyse der georgischen und  internationalen literarischen Quellen und der offiziellen demografischen Daten werden einerseits die Frage der Wanderung der Osseten zwischen dem XVII. und dem XIX. Jahrhundert in Georgien und andererseits jene der eingeborenen Bevölkerung von Zchinwali erörtert.

Zudem werden die absurde Ansicht der ossetischen dilettantischen Wissenschaftler über den Anschluss (1774) des „Süd-Ossetiens“ an Russland widerlegt und ihre beispiellosen Akte der Verfälschung der georgischen Geschichte sowie die Versuche der Aneignung des georgischen kulturellen Erbes aufgezeigt. Anhand zahlreicher offizieller Daten zum Lebensstandard

wird nachgewiesen, dass die in Georgien lebenden Osseten im Vergleich zu den anderen in der ehemaligen Sowjetunion Bevölkerungsgruppen ein sehr hohes Lebensniveau gehabt haben.

  

Redakteur: Rezension des  Akademiemitgliedes Mariam Lordkipanidze: Professor des Professors Anzor Sakhvadze Vazha Gurgenidze © A. Totadze, 2008

Verlagshaus UNIVERSAL

  

 Anatomie des Konflikts

 

Bewaffnete Konflikte im Kaukasus werden häufig als ethnische Konflikte bezeichnet, was jedoch nicht auf vollständige Weise die Natur dieses Konflikts zum Ausdruck bringt. Der Charakter des Verlaufs des Konfliktes zeigte klar, dass Russlands politische, wirtschaftliche, demographische und andere Interessen ein wichtiger Faktor hinsichtlich der Ursachen des Konfliktes und seiner bis heute   nicht erfolgten Beilegung sind. Deshalb lag und liegt Russland auch heute daran, dass dem Konflikt eine ethnische Färbung gegeben wird, ein Ziel, das schon teilweise erreicht wurde. Insofern haben die Konflikte bereits einen ethno-politischen Charakter. Eine Ausnahme stellt der Konflikt in Tschetschenien dar, was mit der grundsätzlichen Natur des Kampfes des tschetschenischen Volkes um Freiheit und Unabhängigkeit zu tun hat. Doch sind ethnische Elemente auch für diesen Konflikt charakteristisch.

 Gleich nach dem Zerfall der Sowjetunion brachen in den ehemaligen Sowjetrepubliken mehrere kleinere oder größere Konflikte auf dem jeweiligen nationalen Territorium aus. In gewisser Weise war dies zu erwarten gewesen, weil unter den Bedingungen des totalitären Regimes, unter den Bedingungen der herrschender sowjetischen Ideologie die offene Äußerung von abweichenden Meinungen zur jeweiligen „nationalen Frage“ sehr gefährlich war. Die Kommunistische Partei hatte ein System von unverrückbaren Auffassungen, und diese wurden auch in der Frage der „nationalen Beziehungen“ der Gesellschaft gegenüber mit großer Strenge vertreten. Doch die nationalen Probleme waren in Entwicklung begriffen, sie konnten nicht mehr durch die kommunistische Ideologie verdrängt werden und brauchten eine entsprechende Lösung.

 Im Rahmen der Herausbildung von Autonomiestatuten wurden die realen Umstände der jeweiligen Region kaum berücksichtigt, alles wurde einseitig im Kreml entschieden. Aber dies war nicht der einzige Faktor, der zur Entstehung der ethnischen Konflikte führte. Russland strebte immer noch nach einen unbegrenzten Einfluss auf die ehemaligen Sowjetrepubliken, während die Oberhäupter der einzelnen Republiken nicht die Durchsetzungskraft hatten, um für die Verteidigung der nationalen Interessen ihrer Länder einzustehen. Später wurde klar, dass vom früheren Einfluss der Sowjetunion nichts übrig geblieben war. Im postsowjetischen Raum war es offiziell unmöglich, den früheren Einfluss wiederherzustellen.

 Die bipolare Welt, in der es noch die Supermächte USA und Sowjetunion gab, war unipolar geworden. Im postsowjetischen Raum hat Russland zum Zwecke der Wiederherstellung seines Einflusses in den einzelnen Republiken und in den geopolitisch und ökonomisch wichtigen Regionen die separatistischen Kräfte unterstützt. Noch in der Periode des Zerfalls der Sowjetunion hatte Russland für die Schaffung dieser Kräfte selbst gesorgt und dann überall Konflikte geschürt, denen zehntausende Menschen zum Opfer gefallen sind. Als Beispiel für diese Politik kann Georgien angeführt werden: Ohne russische Unterstützung wären in Georgien kein „georgisch-abchasischer“ und kein „georgisch-ossetischer“ Konflikt entstanden, auf jeden Fall wären diese ohne Blutvergießen gelöst worden. Russland selbst könnte jetzt noch diese Konflikte lösen, wenn es den separatistischen Kräften zu verstehen gäbe, dass sie von der russischen Seite keine militärische und wirtschaftliche Unterstützung bekommen werden und die Friedensmission gemäß den internationalen Abkommen erfüllt wird. 

 Russland hingegen wird weiter die Verwirklichung der imperialistischen Absichten zum Ziel haben. Es wird versuchen, in den ehemaligen postsowjetischen Ländern alte Positionen zu halten. Wo auch immer es kann oder ein entsprechendes Bedürfnis gegeben sieht, provoziert Russland künstlich oder fördert das Eskalieren ethnischer Konflikte, wo es möglich ist. Es zieht diese Konflikte absichtlich in die Länge, um schließlich seinen früheren Einfluss in diesen Republiken wieder herzustellen. Diese Konflikte existieren und schwelen weiter, weil Russland dies aktiv fördert, und die folgenden Bemerkungen sollen das bezeugen.

 Die Bemühung um die Unabhängigkeit in den ehemaligen sowjetischen Republiken fällt mit  Konflikten zwischen verschiedenen nationalen Gemeinschaften zusammen, was kein Zufall ist. Immer von den eigenen Interessen ausgehend, konnte sich Russland mit dem Verlust weiter Einflussbereiche nicht abfinden. Dass durch Raum und Zeit von einander getrennte Ereignisse in Wirklichkeit eng miteinander verbunden waren und sind, ist auch kein Zufall. Die in Pridnestrowje, Abchasien und „Südossetien“ sich abspielenden Ereignisse werden von Moskau aus gesteuert. Der Ablauf der bewaffneten Auseinandersetzungen war im Voraus geplant. Dies war in Abchasien so, aber auch in „Südossetien“ und in anderen Fällen.  

 Die spezifische Eigenschaft von ethno-territorialen  Konflikten war ebenfalls nicht zufällig. Die in Georgien existierenden Konflikte haben einen klar bestimmten geographischen Ausdruck – diese Konflikte spielen sich entlang der russisch-georgischen Grenze ab. Noch dazu leben in Georgien  ethnische Minderheiten, deren Zahl diejenige der Abchasen und der Osseten weit übersteigt. Aber Georgien hat im Vergleich zu diesen mit den anderen Minderheiten viel weniger Probleme. Ein Grund dafür ist, dass sie in einiger Entfernung von der russischen Grenzen leben und dass es deshalb für Russland viel leichter und günstiger ist, die ethnischen Konflikte in der benachbarten Region Abchasien zu inszenieren (wo zurzeit 42 000 Abchasen leben), und in Südossetien (wo ca. 46 000 Osseten leben). Folglich sind Abchasien und „Südossetien“ für Russland zu einem Hebel geworden, um in Georgien Einfluss auszuüben. Gerade so wie Russland in den ehemaligen sowjetischen Republiken verschiedene Hebel verwendete, hat es in Georgien den Hebel der Verletzung der territorialen Einheit ausgenützt.

 Der Einfluss in Georgien gewährt Russland die Handlungsfreiheit, im ganzen Kaukasus seine Interessen durchzusetzen. Durch die geopolitische Lage Georgiens ist es unmöglich, ohne dieses Land die Interessen im Kaukasus zu wahren. Die Sicherstellung des Einflusses in der kaukasischen Region ist deshalb ein politisches Hauptanliegen Russlands. Ohne Lösung dieser Aufgabe kann Russland keine Großmacht sein. Deshalb bemüht es sich, einen anderen Einfluss als den eigenen im Südkaukasus nicht zuzulassen. Jedoch muss Russland die USA und andere westliche Staaten in diesen Kalkül miteinbeziehen. Russland kann andernfalls weder jetzt noch in Zukunft im Kaukasus eine entscheidende Rolle spielen, und deswegen ist es notwendig „im allgemeinen kaukasischen Prozess die einflussreichen Spieler einzubeziehen, vor allem die USA und EU“.

 Die jahrhundertealte traditionelle Freundschaft, Verwandtschaft und Zusammenarbeit des georgischen und des ossetischen Volkes wurde durch das, was von äußeren Kräften unseren Völkern aufgezwungen wurde, auf eine harte Probe gestellt. Diese Kräfte versuchen, den Wiederaufbau der „zerbrochenen Brücke“ zu behindern, und zu diesem Zweck benützen sie eine auf Lügen basierende Ideologie. Das wird durch vier umfangreiche Bücher, die nacheinander von ossetischen separatistischen Autoren im Jahre 2006 in Moskau veröffentlicht wurden, bezeugt. Sie versuchen, durch das Umschreiben der Geschichte eine fiktive Vergangenheit zu konstruieren und auf diese Weise die Beziehungen zwischen dem georgischen und dem ossetischen Volk zu verändern. Alle das behindert den Aufbau der staatlichen Strukturen des Landes Georgien und den Integrationsprozess der Vertreter der in Georgien lebenden verschiedenen ethnischen Gruppen.

 Auf diese revisionistischen Anstrengungen sollte eine adäquate Antwort gegeben werden. Das ist wie für die Georgier so wie auch für die Osseten nötig, weil falsche Kenntnisse und Geschichtsklitterung den Nährboden für die Entwicklung solcher unerwünschten und schädlichen Ereignisse bilden, die weder jetzt noch in Zukunft für unsere Völker positiv sein können.

 In den letzten Jahren hat die Zahl der von ossetischen Pseudogelehrten oder tatsächlichen Dilettanten geschriebenen dicken Bücher zugenommen, in denen die georgische und allgemein die kaukasische Geschichte verfälscht und verkehrt dargestellt werden. Sie kompilieren ihre falsche Geschichte aus dem Nichts, aus gnadenlos verfälschten schriftlichen Quellen, verdrehen statistische Daten und versuchen auf jede Art und Weise das, was aus ihrer Sicht erwünscht ist, als die Wirklichkeit zu präsentieren. All das dient einem Zweck, nämlich die Existenz der auf dem georgischen Territorium selbst ausgerufenen Republik „Südossetien“ als eines unabhängigen Staates, die Verletzung der Souveränität Georgiens und die Verletzung seiner territorialen Einheit zu rechtfertigen. Die ossetischen Separatisten werden darin durch die reaktionären Kräfte Russlands unterstützt und auf vielfältige Weise gefördert. Ohne ihre Hilfe hätten die Separatisten es nicht gewagt, sich in die inneren Angelegenheiten Georgiens einzumischen.

 Die ossetischen Separatisten verletzen die Integrität des georgischen Territoriums und halten die Sorge der Georgier um die territoriale Einheit ihres Staates für Aggression. Die dilettantischen ossetischen Wissenschaftler missbrauchen die Situation in Georgien, also alle Schwierigkeiten, die gewöhnlich den Prozess der Unabhängigkeit und den Aufbau des demokratischen Staates begleiten, indem sie durch die Verwendung ihrer konstruierten Geschichten versuchen, ihre Leute auf den Weg der Aggression einzuschwören, Hass und Feindlichkeit zwischen Georgiern und Osseten zu säen, welche doch eine lange Geschichte der nachbarlichen Beziehungen und der friedlichen Koexistenz verbindet.

Die Geschichte des ossetischen Volkes ist hauptsächlich in georgischen Quellen erhalten, weil das ossetische Volk über kein Schrifttum verfügte. Wenn es die georgischen Quellen nicht gäbe, wüssten sie nichts über ihre ältere Geschichte. Aber jetzt lesen sie die georgischen Quellen so, wie es ihnen passt, und stellen die geschichtliche Realität in einem Zerrspiegel dar. Sie vergessen, dass die alten georgischen geschichtlichen und literarischen Quellen, von denen ein Teil in Fremdsprachen übersetzt worden ist, nicht nur bekannten Kartwelologen, sondern auch ausländischen und russischen Wissenschaftlern bekannt sind. Deshalb sollten diejenigen, die in Moskau immer wieder Bücher veröffentlichen und „diejenigen, die eine neue Vergangenheit durch das Umschreiben der Geschichte schaffen“, in Betracht ziehen, dass die alten georgischen Quellen von berühmteren Wissenschaftlern studiert werden als den konjunkturbedingten dilettantischen ossetischen Wissenschaftlern, in deren Arbeiten Ossetien gemäß ihrer Wunschvorstellung aus zwei Teilen, Nord- und Südossetien besteht. Dazu müssen sie einen Mythos als wahr annehmen, dem zufolge die Osseten seit uralten Zeiten in Georgien, und zwar in Schida Kartli (Inneres Kartli), gelebt haben und dieses Gebiet niemals georgisches Territorium gewesen war. Sie „beweisen“ das mit großem Fleiß. Ihrer Meinung nach wurde 1774 das vereinigte Ossetien, also Nord- und Südossetien, an Russland angeschlossen, während Georgien mit dem russischen Territorium nichts zu tun habe.

 Innerhalb des langen Zeitraumes von 70 Jahren erfuhr Südossetien, welches das Statut eines autonomen Gebiet in Georgien hatte, durch die Sowjetunion eine Art kolonialer Unterdrückung. Der Lebensstandard der Osseten war dort sehr niedrig, und nach der verbreiteten Meinung des Volkes sollte der Status Südossetiens nach dem Zusammenbruch de UdSSR gemäß den Grundsätzen des internationalen Rechts entschieden werden, die von den Mitgliedern der Vereinten Nationen anerkannt werden und eine Garantie für die Selbstbestimmung von Völkern vorsehen.

 Im Juni 2006 kam es zu einem Treffen der Präsidenten Georgiens und Russlands. Der georgische Präsident gab eine Erklärung zur andauernden Annexion des georgischen Territoriums ab und sagte, dass Georgien nicht einen einzigen Meter seines Landes aufgeben würde. Schon einige Zeit bevor diese Erklärung abgegeben wurde, war jedoch aus dem Wörterbuch der russischen Diplomatie die Formel für die Anerkennung der territorialen Einheit des Georgiens verschwunden. 

Russlands Außenministerium hat völlig vergessen, dass das so genannte Südossetien de jure sich innerhalb Georgiens befindet, und in der letzten Zeit hat das Ministerium mehrmals bekannt gegeben, dass „es eine auf internationaler Ebene anerkannte Zone“ sei, deren Status durch Gespräche bestimmt werden sollte.

Das russische Außenamt entsann sich dann „des Rechts der Nationen auf Selbstbestimmung“. (1) Was in den Büchern geschrieben stand, wurde also auf den Gipfeltreffen oder während deren Vorbereitung gesagt. Für die Veröffentlichung der oben erwähnten Bücher wendet man jedoch umsonst Geld auf. Wahrscheinlich gibt es auf der Welt keinen Staat, auf dessen Territorium keine ethnischen Vertreter benachbarter Staaten leben. Und wenn man damit beginnen würde, diese Territorien einzugrenzen, mit dem Ziel, sie an ihre historische Heimat anzuschließen, anstatt ethnische Minderheiten innerhalb des eigenen Landes anzuerkennen, so würde die Welt gewaltvolle Zusammenstöße nicht vermeiden können. Deshalb sollten sich die großen Staaten in diesem Fall vom gesunden Menschenverstand leiten lassen, denn im Falle des Auftretens derartiger unbegründeter Forderungen würde der groben Verletzung der durch das internationalen Völkerrecht anerkannten grundsätzlichen Prinzipien Tür und Tor geöffnet. 

 Der Lauf des wichtigen georgischen Flusses Mtkwari bestimmte die Einteilung des historischen Gebietes mit dem Namen Kartli in Zemo (Ober-), Schida (Inner-) und Kwemo (Nieder-) Kartli. Nach georgischen Geschichtsschreibern, hagiographischen Denkmälern aus frühfeudalen Zeiten und nach armenischen Geographen aus dem VII. Jahrhundert war der ältere Name des Schida (Inner) Kartli ZENA SOPELI. Nach dem georgischen Geschichtsschreiber Leonti Mroweeli aus dem XI. Jahrhundert umfasste diese historische Provinz Georgiens das Territorium von „Tbilissi und Aragvi bis Tasiskari und Panawra“. (2) Nach dem Bericht desselben Autors besaß Uplos, der ein Nachkomme des georgischen Ethnarchen Kartlos war, „das Land von Aragvi und Tbilissi bis Tasiskari und Panawra, und er hat Uplis Ziche, Urbnissi, Kaspi von Aragvi und Armasi bis Tasiskari und  nannte dieses Land Zena Sopeli, welches heute Schida Kartli genannt wird“. (3)

 Parnawas, der erste König von Kartli (Iberia) (IV.- III: Jh. vor Chr.) teilte das Königreich Kartli in Saeristawo (Fürstentum), dessen Teil Schida (Inner) Kartli, in früherer Zeit SENA SOPELI, war. Im Laufe unserer ganzen Geschichte, betrachten ein griechischer Geograph namens Strabo (der Schida Kartli als Mittleres Iberia erwähnt), Wachuschti Bagrationi, ein hervorragender georgischer Geograph aus der ersten Hälfte des XVIII. Jahrhunderts, Dshuanscheri, ein georgischer Geschichtsschreiber aus dem XI. Jahrhundert oder andere georgische Geschichtsschreiber oder die alten georgischen Schriftsteller, italienische Missionäre oder europäische Reisende, alle ohne Ausnahme, den Kamm des Kaukasus als nördliche Grenze nicht nur des Schida Kartli, sondern auch ganz Georgiens.

Im XII. und dem ersten Viertel des XIII. Jahrhunderts erreichte Georgien seine größte staatliche Macht. In dieser Periode war es das stärkste Reich in Nah- und Mittelasien, das durch den Beitrag seiner Bevölkerung beträchtlich wuchs. 1254 lebten gemäß den Volkszählungsdaten in Georgien 8 Millionen Menschen. (4) Hier sollte erwähnt werden, dass im Mittelalter Westgeorgien vollständig von Georgiern besiedelt wurde und diese Tatsache der Aufmerksamkeit der italienischen Missionare nicht entging, die im Westlichen Georgien seit Jahrzehnten tätig waren. Nach den persischen Quellen aus der Zeit der Überfälle von Tamer Lane (Temur Lenk) gibt es in Westgeorgien keine Spur einer nichtgeorgischen Bevölkerung (5). Was Westgeorgien im Allgemeinen betrifft, so hat hier eine gewisse Zahl an Vertretern der benachbarten Völker, aber nicht nordkaukasischen, gelebt.

 Georgien spielte eine wichtige Rolle bei der Bewahrung des Christentums im Osten. Diese Tatsache wurde von den ausländischen Gelehrten ebenso anerkannt. Der deutsche Gelehrte K. Koch, der Georgien 1836 besuchte, schrieb: „Als die Griechen und Völker Kleinasiens allmählich anfingen, zum Islam überzutreten, blieben Georgier und (in geringerem Ausmaß) Armenier der Religion ihrer Vorfahren treu. Im Osten wurde das Christentum gerade von diesen Völkern vor der vollständigen Vernichtung gerettet“. (6) Laut einem persischen Historiker brachte Temur Lenk großes Erstaunen darüber zum Ausdruck, dass in einer Region vorwiegend moslemischer Länder wie dieser die Christliche Religion erhalten werden konnte. Er schwor, den von seinen Vorfahren gemachten Fehler zu korrigieren und diese Scheußlichkeit zu beseitigen. (7) Dem Temur Lane gelang es dann, die nordkaukasischen Völker und einen Teil der Osseten zum Islam zu bekehren.

 Als Resultat der dauerhaften Angriffe der Feinde wurde Georgien in getrennte Königreiche und Fürstentümer aufgelöst. In dieser Periode bedrängte Russland intensiv die Bevölkerung aus dem Tiefland in Nordkaukasien, unter ihnen auch die Osseten, aber die Kabardiner haben die Osseten schließlich in den Bergen aufgehalten. Die Nordkaukasier lebten unter harten Existenzbedingungen und fingen allmählich an, nach Georgien zum südlichen Hang des Kaukasus abzuwandern. Am Ende des XVI. Jahrhunderts und Anfang des XVII. Jahrhunderts erschienen in Kacheti die Lesghinen, die Osseten im nördlichen Teil von Shida Kartli und die Apsuen in Abchasien. Aufgeteilt auf mehrere Königreiche war Georgien zu schwach, um sein Territorium von den Eindringlingen zu befreien. Von Anfang an siedelten die Osseten im nördlichen Teil des Schida Kartli sich als Flüchtlinge an, neben den georgischen Bauern, dann, unter Einsatz von Gewalt und nachdem wegen des feindlichen Eindringens die georgische Bevölkerung ausgerottet war, drangen die Osseten zusammen mit den neuen Strömen ihrer Landsleuten aus dem Norden ins Flachland von Schida Kartli vor und besetzten als Flüchtlinge die Ruinen der Häuser der georgischen Bevölkerung, größtenteils in den Ländereien der georgischen Fürsten Eristavi, Matschabeli, Amilachwari und Zizischwili. 

Der ossetische Wissenschaftler Prof. Togoschwili hat die Frage der Ansiedlung der Osseten in Schida Kartli im XVII. und XVIII. Jahrhundert ausführlich erörtert. Er dokumentiert, wie die Lehensherren wegen der Angriffe der Feinde und wegen innerfeudaler Zusammenstöße in Schida Kartli sich in leergewordenen Dörfern ansiedeln und die Osseten unterwerfen. (8) Anfang des XIX. Jahrhunderts erscheint der Terminus „der südliche Ossete“ und in der zweiten Hälften desselben Jahrhunderts – „Südossetien“. Die Entstehung dieser Termini unter Mithilfe und intensiven Anstrengungen der russischen imperialistischen Kräfte ist auch durch den Umstand bedingt, dass Schida Kartli nach Norden, über den Kamm Kaukasus an das historische Ossetien, an die ossetischen Gemeinden von Tafgauri, Kurtati, Alagiri und Digori grenzt. Es ist klar, wenn Ossetien kein direkt benachbartes Land wäre und wenn eine größere Zahl von Osseten nach Georgien abgewandert wäre, dann wären wohl niemals solche Termini aufgetaucht und es hätte sich auch mitten in Georgien, auf dem geschichtlichen und kulturellen georgischen Boden die Frage der Gründung ihrer territorialen Autonomie nicht gestellt. Diese ist nur durch die russischen imperialistischen Kräfte diktiert worden.    

Die Osseten fingen zu kämpfen an, um die georgischen Territorien zu besetzen. Dieser Prozess wurde schließlich 1922 durch die Schaffung des Autonomen Bezirks unter den Namen „Südossetien“ auf dem Territorium von Schida Kartli, dem früheren Sena Sopeli, beendet.     

 Zuvor, als Georgien seine Unabhängigkeit erklärte und 1918-1921 als eine demokratische Republik existierte, brachen, diktiert vom bolschewistischen Russland, auf dem durch Osseten besiedelten Territorium mehrere Aufstände gegen die demokratische Republik Georgiens aus. Ungeachtet dessen erkannte Russland gemäß dem am 7. Mai 1920 zwischen Russland und Georgien geschlossenen Vertrag bedingungslos die staatliche Unabhängigkeit Georgiens an und verpflichtete sich, sich in die inneren Angelegenheiten Georgiens nicht einzumischen. Dennoch ließ es keine Gelegenheit aus, der Unabhängigkeit Georgiens eine Grube zu graben.

 In solch einer angespannten Situation appellierte der Vorsitzende der georgischen Regierung N. Shordania am 20. März 1920 an die Vertreter von England, Frankreich, USA, Italien in Tbilissi: „Wir haben eine de facto Anerkennung erhalten, dafür möchten wir unsere Dankbarkeit ausdrücken, aber … die bloße Anerkennung brachte keinerlei Vorteil für die endgültige Bewahrung unserer Freiheit und staatlichen Existenz … Unsere verbündete Ländern fielen uns hinsichtlich des Schutzes unserer nördlichen Grenzen in den Rücken. Aus dieser Richtung kommen die russischen Bolschewiken mit der Absicht unseren Staat zu zerstören. Wir haben uns mehrmals mit der Bitte um Hilfe in diesem Kampf an Sie gewendet, weil wir Munition und Nahrung brauchen. Uns wurde diese Hilfe versprochen, aber wir haben noch keine Kugeln und kein Brot erhalten. Es ist die Zeit gekommen, da wir nicht mehr warten können und uns mit Versprechungen nicht zufrieden geben können… Wir fühlen uns wieder allein gelassen, wahrscheinlich deswegen, weil Ihre Regierungen die Situation nicht genügend kennen oder die Zerstörung unseres Staates vom bolschewistischen Russland nicht als Anschlag auf Ihre Interesse im Orient gilt. In solch einer Situation verlangt das höchste Interesse unseres Volkes von der georgischen Regierung, die Wege für eine Lösung zu finden, ohne auf Ihre Interessen Rücksicht nehmen zu können.“ ( 9 )

In solch einer schwierigen Situation, als sich die Einheiten der russischen Roten Armee den georgischen Grenzen näherten, organisierten die Osseten mehrmals Aufstände. Die Führer der russischen 11. Armee setzten zum Zweck des Angriffs auf Georgien und seiner Sowjetisierung ihre Hoffnung auf die aufständischen Osseten. Sie unterstützten die nach einem von ihnen erlassenen Memorandum „in Süd Ossetien begonnenen kommunistischen Aufstände in den Gouvernements Tbilissi und Kutaissi, wo für den Staatsstreich alles nicht nur reif ist, sondern überreif ist“.  (10)

Die aufständischen Osseten verlangten die Autonomie und den Anschluss an das sowjetische Russland. Am 25. Februar annektierte das sowjetische Russland die demokratische Republik Georgiens und rief in Georgien die Herrschaft der Sowjets aus. Für ihre in diesem Fall geleistete Hilfe erhielten die Osseten 1922 die Autonomie mit dem Status eines autonomen Bezirks auf dem historischen Territorium von Shida Kartli.

 Damit wurde durch die Bildung eines autonomen Bezirks sozusagen eine Zeitbombe gelegt – um Georgien in eine analoge Situation zu drängen –, welche durch die russischen reaktionären Kräfte nach der Auflösung der Sowjetunion und Erklärung der Unabhängigkeit Georgiens 1991 erfolgreich genutzt und gegen die georgischen Unabhängigkeitsbestrebungen ausgespielt wurde. Diese Kräfte nehmen den Verlauf der historischen Entwicklung einfach nicht zur Kenntnis und versuchen, die Prozesse auf die vergangene Situation zurückzubringen. Deswegen streben sie nach Kräften danach, diesen Konflikt zu vertiefen und zu verlängern und dadurch Druck auf Georgien auszuüben, weil Georgien sich in einem geopolitischen und wirtschaftlichen Raum befindet, in dem die Interessen zahlreicher großer Länder sich kreuzen. Wie es das Akademiemitglied Mariam Lordkipanidse richtig ausdrückt, ist „die Beilegung des Konfliktes von Russland und USA abhängig. Wir müssen genau an den Interessen dieser beiden Staaten einsetzen, aber man gibt uns keine Gelegenheit dazu“.  (11)

 So ist der vorhandene Konflikt ein politischer Konflikt zwischen Russland und Georgien. Russland versucht, diesen in einen ethnischen Konflikt zwischen Georgiern und Osseten zu verwandeln, und ist dabei recht erfolgreich. Soviel zu einer kurzen Darstellung der Geschichte des Problems. Das georgische Volk versucht indessen, den Konflikt auf friedliche Weise ohne jedes Blutvergießen beizulegen. Das Programm des georgischen Präsidenten schließt viele wichtige Maßnahmen zur friedlichen Beilegung des Konfliktes ein. Die georgische Regierung schlägt ein Staatsgebilde mit Autonomiestatus für die abtrünnigen Regionen und weitergehenden Rechten vor, als dies für die Konstitution eines autonomen Bezirks notwendig wäre. Der Präsident Georgiens Micheil Saakaschwili betont das Bedürfnis danach, in der Verfassung Georgiens den politischen Status des ehemaligen autonomen ossetischen Südbezirks innerhalb Georgiens zu verankern, weil dieses Territorium in der jetzigen Verfassung nicht erwähnt wird. Zusammen mit der maximalen Autonomie soll die Macht größtenteils auf der Ebene der Zentralregierung im Sinne einer vollwertigen Teilnahme der Autonomien an der Verwaltung der Zentralregierung des Landes neu geordnet werden. Es sollen Selbstverwaltungsorgane gebildet werden. Im georgischen Parlament soll eine Quote für die jeweiligen Vertreter der Territorien festgelegt werden. Die ossetische Sprache soll im Autonomiegebiet zusammen mit dem Georgischen den Status einer offiziellen Sprache haben. Die georgische Regierung ist bereit, andere wichtige Maßnahmen ebenso durchzuführen. Die Durchführung eines Programms, das die Rückkehr jener ethnischen Osseten vorsieht, die Georgien 1991-1992 verlassen haben, wurde 2004 angefangen.

 Die Regierung Georgiens, erklärt Präsident Georgiens Saakaschwili, ist bereit, viel mehr zu tun, aber gleichzeitig wird sie die Abtrennung und die Legalisierung der Unabhängigkeit irgend eines Territoriums niemals erlauben. Der Abtrennung eines beliebigen Territoriums wird maximaler Widerstand entgegengesetzt werden, und solange Georgien besteht und eine Regierung hat, wird das nie geschehen, keiner sollte sich darüber in Illusionen wiegen. (12) Die historische Gerechtigkeit muss durch die Führung friedlicher Verhandlungen wiederhergestellt werden, was eine feste Grundlage der zukünftigen Koexistenz des georgischen und des ossetischen Volkes, für den Wiederaufbau der zusammengebrochenen Brücke zwischen den beiden Völkern sein soll. Die Regierung Georgiens strebt danach. Noch teilte 2004 der georgische Präsident mit: „Wir sind bereit, uns mit den Vertretern Südossetiens an einen Tisch zu setzen und ihnen feste Garantien zu gewähren, die weit über den Status Nordossetien-Alanias innerhalb der russischen Föderation hinausgehen.“ ( 13)

 Wenn wir Ereignisse und Prozesse in Betracht ziehen, die sich im Laufe des letzten Jahrhunderts um den erwähnten Konflikt entwickelt haben, können wir sagen, dass sich die Geschichte wiederholt. Die heutigen Ereignisse und die in den Jahren 1918 – 1920 gleichen einander wie ein Ei dem anderen. Wie damals, fordern auch heute die ossetischen Extremisten nach dem Diktat der russischen reaktionären Kräfte mitten auf dem Territorium Georgiens den Status der „unabhängigen Republik“ und den Anschluss an Russland.

 Im Hinblick auf diese grundlose Forderung gab ein berühmter Wissenschaftler, der Leiter der Abteilung für Ethnologie und Anthropologie des Instituts der Akademie der Wissenschaften Russlands, Arutinow in der Zeitschrift  „Rodina“ (die Heimat) (*1, 1992, S. 71) folgende Stellungnahme ab. Er wurde gefragt: „Erinnern Sie sich, wie dieses schreckliches Feuer in Südossetien geschürt wurde, nur damit Südossetien sich als ein von Georgien unabhängiger Staat erklärte“.

 Die Antwort: „Der Konflikt war unvermeidlich, wenn wir in Betracht ziehen, dass das Territorium nicht  Ossetien ist, sondern seit unvordenklichen Zeiten zu Georgien gehört. Die ossetische Bevölkerung hat sich im Laufe der letzten Jahrhunderten in Massen dort niedergelassen. Sicher haben die Osseten das Recht, dort zu leben, aber sie haben kein Recht, einen unabhängigen Staat auf dem erwähnten Territorium zu auszurufen. Ganz anders verhält sich die Sache im Fall von Nordossetien” (14) Tatsächlich ist Nord Ossetien ein ganz anderer Fall. Doch aufgrund der Unkorrigierbarkeit der Fehler der Vergangenheit kann all dies wieder zu größeren Tragödie führen.

 

1. Zeitung ”24 Stunden”  15. 06. 2006.
2. ”Kartlic Zchovreba” (das Leben Kartlis“)B. 1. St. 24
3. ”Kartlic Zchovreba” (das Leben Kartlis“)B. 1. St. 1
4. Laut unserer Berechnung (siehe: W. Lordkipanidse, A. Totatdse, Die Zahl der Bevölkerung von Georgien im 12. und 13. Jahrhundert“  Zeitschrift „Demografia“ N: 1-2 2006) lebten 1254 in Georgien 8 Millionen Menschen, nach manchen Berechnungen 5 Millionen Menschen. Z. B. bestimmt IW. Dshawachischwili  die Zahl der Bevölkerung Georgiens zu dieser Periode mit 5 Millionen Menschen, aber seiner Meinung nach könnte die Bevölkerung des Landes auch viel größer gewesen sein. Iw. Dshawachischwili. Die Werke 12 Bänden B. XII. St. 279; 506.

5. K.Tabatadze. die bezeichneten Termini von Georgien und Georgier entsprechen den persischen Quellen aus dem X. – XV. Jh. Siehe das Buch „Die Georgien und Georgier bezeichnete ausländische und georgische Terminologie“ Tbilissi. 1993, St. 248.

6. Die Beweise von K.Koch und O.Spencer zu Georgien und zum Kaukasus. Tb. 1981, Seiten 1717-172.

7.  K.Tabatadse, gleiches Buch, Seite 249.

8. G. Togoschwili. Die Beziehungen zwischen Georgien und Ossetien vom XV. Bis zum XVIII Jh.. Tb. 1969, Seiten 165-224.

9. A. Menteschashwili. Der ossetische Separatismus in 1918-1920. Siehe den Anhang zu Das ossetische Problem, Tb. 1996, Seiten 308-309.

10. Gleiches Buch Seite: 304.

11. Zeitung „Sakartwelos Respublika“ . August 11. 2004

12. Die Rede wurde vom Präsidenten Micheil Saakaschwili  Georgiens in Batumi auf der internationalen Konferenz gehalten,  siehe: Internationale Konferenz – Initiative der Regierung Georgiens hinsichtlich der friedlichen Ansiedlung der  Südosseten – Batumi, 2005, Seiten 38-42, 50.
13. Zitiert von: A. Menteschaschwili. Der ossetische Separatismus in 1918-1920. Siehe das Buch: „Ossetische  Gibt“,  Seite 297

 

5 Responses to “• TOTADSE – “Osseten in Georgien: Mythos und Realität””

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